Der Wikinger

Ich wache auf und mein erster Gedanke ist: War es ein Traum? Ein Traum – sinnlich und erotisch, irgendwo zwischen Tausend und einer Nacht und göttlichem Tempel.

Doch bei der ersten kleinen Bewegung meines Körpers merke ich, es war kein Traum. Ich spüre in mich, meine Augen sind noch geschlossen. Atme ein und taste meinen Körper von innen ab, mache winzig kleine Bewegungen. Es war kein Traum, meine Muskeln fühlen sich warm an, weich und als ob sie mehr aufgenommen haben, als sie es gewohnt sind.

Es ist wirklich wie ein leichter Muskelkater, im ganzen Körper und ganz tief in mir. Dass man von sinnlichen Berührungen, sanften wie kraftvollen, Muskelkater bekommen kann ist mir neu und gleichzeitig ist es auch ein Zeichen dafür, dass mein Körper so tiefgründige Berührungen nicht gewohnt ist. Und schon meldet sich mein Kopf: „Du bist also nicht nur sportlich nicht so fit wie du sein willst, auf sinnlicher, erotischer Ebene sieht es wohl nicht besser aus.“ Doch, ich will dem Kopf jetzt nicht zuhören, tauche lieber ein in meinen Körper, in meine Erinnerung, spüre nach und spüre vor allem in meine Muskeln, was sie mir erzählen. Streiche über meine Haut, meinen Arm, mein Dekolleté, halte die Hand auf meinem Herz und die Bilder und Wahrnehmungen sind wird da.

Tantra, Yonimassage. Fasziniert hat es mich schon so lange, doch es war irgendwo dort, wo man Träume träumt, Träume, bei denen der Verstand genau weiß, dass sie sowieso nie Realität werden. Doch warum eigentlich nicht?

Angst, Scham, Zweifel hielten mich bisher davon ab und versperrten den Weg. Zum Glück hat die innere Stimme vorgestern das Volumen aufgedreht. Wie? Ich weiß es nicht. Doch sie war nicht zu überhören und dieses Jetzt oder Nie Gefühl kam auf, das große Entdecker gehabt haben müssen, bevor sie in See stachen, auf der Suche nach neuem Land. Und ja, genau das war es bis gestern, ein unentdecktes Territorium. Wenn ich es beschreiben soll, dann war es wohl das Paradies der Sinne, der Freiheit, der geheilten Weiblichkeit – zumindest, in den Momenten, in denen ich es zugelassen oder mich wirklich nur auf mich konzentriert habe und wirklich nur bekommen habe.

Ich trete ein in das Tantrastudio und werde begrüßt von Marco. Er trägt ein buntes Tuch um die Lenden, sonst nichts. Er steht vor mir wie ein Wikinger, ein großer starker Mann mit einem ebenso großen Rauschebart. Ein warmes „Hallo, darf ich dir deine Jacke abnehmen“ sind seine ersten Worte. Jetzt bin ich wohl da, fühle mich willkommen und bin gleichzeitig überrascht von meiner eigenen Courage.

Der erste Gefühlsschwall kam im Vorgespräch, ich erzähle von mir, meinem Weg, meinen Erfahrungen, meiner noch frischen Trennung nach vielen Jahren, von vielen Zurückweisungen und Verletzungen, doch der Moment, in dem es mich wirklich das erste Mal übermannt ist, als mir Marco sagt, dass ich in den nächsten zwei Stunden Nichts geben soll. Dass es nur um mich geht und darum, dass ich bekomme, aufnehme und genieße. Es soll nur um mich gehen.

Bekommen.

Warum überwältigt mich allein die Vorstellung so sehr? Ich atme das Wort ein, höre es noch im Klang seiner Stimme, seiner tiefen, zutiefst männlichen Stimme. Bekommen. Es strömt in mich ein und schon stößt es an eine Grenze. Ich merke, wie sehr ich mich danach sehne und doch scheint der Raum dafür gar nicht vorhanden zu sein oder wenn dann ist er viel zu klein für das, was jetzt kommen mag. Die ersten Tränen laufen mir über die Wangen. Er schaut mich an, ganz ruhig und lächelt. Dann fragt er: „Wollen wir anfangen?“

Wollen wir anfangen? Ja. Lassen wir es beginnen das Experiment, nein das ist es nicht. Er weiß genau was er tut. Er gibt mir das Gefühl von Halt und Erfahrung. Es fällt vielen Frauen so schwer. Das hatte er gerade gesagt.

Er geht aus dem Raum. Ich soll mich in meinem Tempo vorbereiten, mich ausziehen und dann das bunte Tuch, das er für mich bereit gelegt hat um mich legen. Nicht zu sehr verknoten, einfach nur einschlagen, denn er würde es öffnen am Ende des Eingangsrituals.

Es ist soweit. Ich stehe auf diesem kleinen Teppich, habe nur noch ein Tuch um meinen Körper geschlagen. So wie man ein Handtuch, wenn man aus der Dusche kommt. Ich stehe da in diesem Raum, es riecht gut, es ist abgedunkelt, doch ich kann alles gut sehen im Kerzenlicht. Leise und entspannende Musik spielt und dann geht die Tür auf. Marco kommt zu mir.

Er stellt sich vor mich, schaut mir in die Augen und reicht mir seine Hände. Eine Hand um zu geben, eine um zu nehmen sagt er. Ich verstehe es nicht. Aber das macht nichts. Wir nehmen einen gemeinsamen tiefen Atemzug. Ich schließe die Augen. Er beginnt mir etwas zu sagen. Was, das weiß ich nicht mehr, doch ich weiß, dass sie es waren, die mich mit den ersten sanften Berührungen in eine andere völlig andere Welt mitnahmen.

Seine Hände umfließen meinen Körper, meinen Kopf. Er geht kreisförmig um mich herum. Es fühlt sich an wie ein sanftes Band, das er um mich legt. Wobei es ist mehr ein Wickeln oder Umschlingen, aber der Raum wird größer, nicht kleiner. Das sanfte Streichen führt mich, lädt mich ein, mitzukommen in eine andere Dimension. Es ist das Verehrungsritual und so sehr ich es genieße, fällt es mir schwer, schwer es auszuhalten. Zu spüren, dass ich, dass mein Körper und meine Weiblichkeit geehrt werden, jetzt und für die nächsten zwei Stunden ist mehr als ich aushalten kann.

Die erste intime Berührung ist das sanfte Gleiten über meine linke Brustwarze, als er von meiner Schulter aus über meine Vorderseite den nächsten Bogen um mich streift. Sie reagiert sofort. Es ist wie eine kleine erotische Explosion, die meinen Körper aufweckt und mich öffnet für mehr. Doch mit der Öffnung kommen auch die ersten Tränen. Ich lasse sie laufen. Ich weiß, es ist ok. Dieses Gefühl will gefühlt werden. Marco steht hinter mir, ich lehne mich an und weine.

„Du darfst dich jetzt hinlegen, auf den Bauch.“ Mit diesen sanften Worten gibt er mir seine Hand und führt mich auf das große Futon Bett. Doch bevor es weitergeht, bevor ich mich hinlegen kann brauche ich ein Taschentuch. Tränen abwischen und die Nase freimachen, denn wenn es eins braucht beim Tantra, dann ist es Luft zum Atmen.

Das bunte Stofftuch, das eben noch um mich gewickelt war liegt jetzt auf mir. Ich spüre seine Hände wieder. Er legt sie auf meinen Rücken ruhig, dann eher vibrierend. Es ist als ob er mich erden will und gleichzeitig meinen Körper für diese sinnlichen Schwingungen vorbereitet, die bereits da sind und die kommen werden, für die Wellen, die wir reiten, die ich reiten werde.  

Ich wusste nicht, dass es sich so atemberaubend anfühlen kann, wenn ein Stofftuch langsam über den Körper gezogen wird, das nur leicht, flach auf der Haut aufliegt und das an einem Ende hochgenommen und dann ganz langsam über den Kopf, die Schultern, den Rücken, den Po immer weiter nach unten gezogen wird. Die Waden die Kante des Stoffs, die kleinen Quasten das letzte Mal spüren bevor es weggenommen wird. Ich bekomme Gänsehaut. Liege ganz kurz ohne Berührung da und lasse die erste unerwartet sinnliche Welle abklingen.

Marco geht um mich herum. Ich spüre wieder eine Berührung. Sie ist ähnlich wie die des Tuches und doch anders. Mein Kopf will wissen was passiert. Mein Körper gibt sich einfach nur hin. Ich erinnere mich: er hat vorhin gesagt, dass er dann mit Federn über den Rücken streicht. Das musste es wohl sein. Federn. Federn. Über dem Rücken, den Schultern, dem mittleren Rücken Bereich, die Beine und ganz sanft streichen sie über meinen Po. In mir ist der Impuls für den nächsten Gänsehautschauer, doch die Berührung ist zu warm dafür. Anstatt eines Kälteschauers auf der Haut spüre ich tiefe, zarte Wärme in mir und lasse sie in mich. Spüre den Wegen nach, den die Feder auf meinem Körper zeichnet.

Das nächste woran ich mich erinnere ist das warme, das sehr warme Öl. Ich weiß nicht mehr auf welcher Stelle es zuerst auf meinen Körper trifft. Was ich weiß ist, dass es warm ist, sehr warm und sehr angenehm. Seine Hände berühren mich jetzt das erste Mal mit mehr Druck. Vielleicht fühlt es sich auch nur so an, durch das warme Öl oder dadurch, dass jetzt kein Stoff mehr zwischen seiner Hand und meinem Körper ist. Ich spüre durch den Druck und die Bewegung seiner Hände auf meinem Rücken das erste Mal bewusst, welch männliche Kraft mich gerade ehrt, mir gibt und über mir ist. Ich lasse sie zu und ob es der Flow in jeder Massage ist oder ob er es spürt, dass ich mich dafür öffne weiß ich nicht. Er geht auf jeden Fall darauf ein und lässt sie weiter fließen, über seine Hände, seine Unterarme und dann auch seinen Oberkörper in mich.

Inzwischen ist es so viel Öl, dass jeder Millimeter Haut gleitet und fließt, ebenso wie die Energie der Berührung und die männliche Kraft, die ich durch ihn spüre und in mich lasse. Sein Oberkörper gleitet über meinen Rücken kraftvoll und sanft zugleich. Er kommt zum Stillstand liegt auf mir, auf meinem Rücken. Er ist ebenso nackt wie ich. Ich spüre seine Haut, seine Kraft und seine Männlichkeit. Er atmet, berührt mich mit seinem Atem. Ich genieße es so sehr, sein Gewicht auf mir zu spüren, wenn er sich bewegt und wenn er mich hält und dabei beim Ausatmen ein leises Brummen macht. Das erste Mal war es an meinem linken Ohr. Ich halte seine Hand fest, über meinem Kopf. Was ein Glück, dass mich meine innere Stimme und das Universum zu ihm geführt haben.


Von der Erscheinung wie ein starker Winkinger, mit Muskeln, aber nicht nur Muskeln, sondern auch Masse und Gewicht, Standhaftigkeit und Sanftmut. Auch er scheint zu fließen und wechselt die Intensität der Berührungen so harmonisch. Ein sanftes Entlangfahren an meiner Ohrmuschel, als ob sie eine Blüte wäre, die so schön ist, dass man mit dem Finger die Konturen entlangfahren möchte. Ein Greifen in meine Haare. Die Hände irgendwie überall an meinem Körper. Gerade noch am Kopf, jetzt auf der Mitte des Rückens. Ein Streichen über den Po, die Beine, die Füße. Ein ganz besonderes Gefühl von Ehrung, das ich so noch nie erlebt habe. Die Hände streichen wieder nach oben, über meine Beine, zwischen meine Beine. Streichende Berührungen über meine Yoni.

Für einen kurzen Moment kommt mir das Bild in den Kopf, dass ich in einem Zelt liege, draußen brennt das Lagerfeuer. Wir sind in einer anderen Zeit, Mittelalter, Wikinger, keine Ahnung, wann und wie das zusammenpasst auf jeden Fall ist es früher, viele Jahr früher. Ich liege in diesem Zelt und auf mir liegt dieser Mann, die pure reine Männlichkeit, dieser Wikinger, der mich hält, der mich schützt, der mich ehrt, mich auffüllt und der mich erregt. Mein Kopf sagt, das ist der Moment der Heilung, das gute Männliche, das was ich mir so erhofft habe. Lass es doch in dich. Es dringt tiefer, beruhigt und bewegt zugleich.

Ich muss weinen. Halte ihn fest an den Händen und Armen, spüre seinen Körper auf mir. Er atmet ein und aus. Es ist ein leises Hauchen und dann wieder dieses Brummen. Eine Frequenz, die mich in einen nahezu heiligen Zustand bringt. Ich gebe den Emotionen freien Lauf. Sie dürfen sein, sie dürfen gespürt und geehrt werden, so wie mein Körper, so wie meine Weiblichkeit und Seele. Die Tränen laufe mir über die Wange, ein tiefes Schluchzen. Seine Reaktion? Er hält mich einfach, hält den Raum und schützt ihn zugleich. Es ist alles gut und es darf alles sein.

„Du kannst dich jetzt umdrehen, wenn du möchtest.“ flüstert er leise in mein Ohr. Ja ich will mich umdrehen, mich noch mehr öffnen, noch mehr hingeben und fallen lassen. Wieder brauche ich ein Taschentuch, um die Tränen zu trocknen und um die Nase frei zu bekommen. Ich lege mich auf den Rücken, streife die Haare vorher nach oben, so dass nichts zieht oder stört. Ich atme ein und öffne meinen Brustraum, öffne mein Herz für diesen Moment, für diese Energie. Beim Heben meines Brustkorbs merke ich eine Vorfreude in meinen Brüsten. Ja, sie sind bereit. Sie wollen geehrt werden, berührt, gehalten. Ich bewege mich ein bisschen und glaube sie ihm fast etwas entgegen zu strecken, wie eine Blume, die ihre Blüte in Richtung der Sonne ausrichtet. Es ist der warme Atem, dieses Hauchen was ich eben noch an meinem Hals gespürt habe als ich auf dem Bauch lag, das ich jetzt auf meinen Brustwarzen spüre.

Es gibt keinen Kontakt von Haut zu Haut. Es ist nur der Atem, der meine Brustwarzen umfließt. Die Wärme geht in mich, tritt über meine Brustwarzen in meinen Körper und wird durch die innere Verbindung direkt weitergeleitet zu meiner Yoni. Es fühlt sich an, als ob auch dort, zwischen meinen Beinen eine Blüte aufgeht, langsam, wunderschön. Allerdings ist es nicht die Wärme der Sonne oder deren Lichtstrahlen, sondern die Wärme seines Atmens, durch die sie sich entfaltet.

Die Berührungen fließen weiter und obwohl ich mich mehr öffne, mehr möchte, mein Körper alles nur noch einsaugen will, die pure Männlichkeit, die Kraft, die Erregung, seine Finger, beginne ich mich zu verlieren. Ich drifte ab in meiner Aufmerksamkeit und bin nicht mehr nur noch bei mir.

Ich sehe ihn, wenn ich die Augen öffne, was er tut, wie er schaut, wie er atmet. Ich sehe seine männliche Brust glänzend von dem vielen Öl, was seine Tattoos noch dunkler erscheinen lässt.

Der Reiz, die Erregung zerrt mich weg von mir selbst, hin zu ihm. Auf einmal spüre ich uns beide, nicht mehr nur mich. Im Zustand der Sinnlichkeit nicht so steuerbar. Es ist wie ein Sog, der mich in eine andere Wahrnehmung zieht, nicht weniger intensiv als vorher, aber anders. Fast gewohnter, denn es sind Bilder und Berührungen, die ich kenne aus intimen Begegnungen mit Männern. Es wird zu einem Verschmelzen miteinander, auch wenn sich die Berührungen nicht geändert haben.

Er ändert die Position, ist jetzt vor mir, meine Beine gespreizt auf seinen ausgestreckten Beinen. Meine Yoni ist offen, direkt vor ihm, vor seiner Männlichkeit. Er fährt mit den Händen über sie, hält sich. In großen streichenden Bewegungen fährt er an meinen Seiten entlang. Er schiebt seine Arme unter mich und zieht mich nach oben. Ein sehr gekonnter Griff, wie ich es in diesem Moment wahrnehme. Er umarmt mich und legt mich wieder hin.

Ich glaube ich hätte in diesem Moment eine Erinnerung daran gebrauchen können, dass es nur um mich geht und ich mich nicht zu sehr ablenken lassen soll. Doch wir schweigen beide. Die Berührungen an meiner Yoni gehen weiter. Sein Finger streicht an meinen Lippen entlang, öffnet sie langsam. Es ist fließend und ich spüre ihn in mir. Sanft und fest zugleich. Ich bin sehr erregt, doch dann kommt mein Kopf ins Spiel. Die Unsicherheit.

Er sagte, dass er am Ende noch circa elf Minuten Intimmassage machen würde. Das musste sie sein die Intimmassage. Schließlich war er gerade mit seinen Fingern in mir und die Welle der höchsten Erregung war direkt vor mir. Es fehlte nicht viel, um sie zu erreichen. War es das, das Ende? Jetzt nur noch elf Minuten? Die Zeit war so schnell vergangen. Zwei Stunden und jetzt nur noch elf Minuten?

Es sollte nicht zu Ende gehen und wenn es so sein musste, dann wollte ich diesen Orgasmus erleben, die Welle, die in greifbarer Nähe war. Viel zu viel war in meinem Körper, als dass ich das jetzt liegenlassen wollte. Es gab keine Spur mehr von Scham oder dem Gedanken, dass ich zu viel bin, zu ekstatisch, wenn ich bei dieser Massage komme und einen Höhepunkt erlebe. Nein, es war viel eher ein „Ich will diesen Höhepunkt“ – unbedingt.

Ich beginne zu verkrampfen und steige unweigerlich ein in ein Gedankenkarussell, das ich nur zu gut kenne. Ich stöhne und das Ich in meinem Körper wird zur Jägerin. Die Kämpferin in mir meldet sich und übernimmt. Mein Körper darf jeden Orgasmus erleben, den er erleben will und ja er will diesen. Es wäre ein Verlust ihn nicht zu erleben. Diesen Orgasmus als Abschluss einer heiligen Erfahrung. Darum geht es doch, Heilen durch Sinnlichkeit, spirituelles Erleben der eigenen Sexualität und Weiblichkeit. Ich selbst übergehe meinen Körper auf der Jagd nach dem Höhepunkt. Es wird ein Wettlauf. Getrieben und angetrieben zugleich.

Mein Stöhnen wird lauter. Seine Bewegungen werden stärker, schneller, heftiger. Ich weiß nicht mehr wie viele Finger in mir sind. Für jetzt gerade sind es zu viele, doch anstatt etwas zu sagen, reite ich die Welle weiter, die er mir vorgibt. Doch warum tue ist das?

Ganz einfach weil ich ihn haben will, den Orgasmus vor mir, koste es was es wolle. Ich kämpfe, weil ich Angst habe ihn zu verlieren, wenn ich jetzt etwas sage. Ich will ihn haben und ich werde ihn bekommen und ich kann es doch sonst auch, leicht zum Orgasmus kommen. Warum scheint es gerade so schwer?

Ich öffne meine Augen leicht und sehe ihn, schaue ihn an und anstatt bei mir zu sein, bin ich bei ihm. Er will ihn mir schenken, das sehe ich, das spüre ich. Sein ganzer Fokus ist auf meine Yoni gerichtet, er weiß, dass nicht mehr viel fehlt und er will mich auf die Welle heben, auf die ich so unbedingt will. Natürlich spürt er das.

Und dann ist das bekannte Gefühl da: Ich will ihn nicht enttäuschen und mich auch nicht. Die Zeit tickt. All das sind zu viele Gedanken, wenn man on the edge ist, wie es so schön heißt, an der Ecke, der Kante vor dem Orgasmus. Es ist wie ein Ziellauf und ich bekomme, was ich will.

Ich trete über die Ziellinie, wie ein Athlet, der außer Atem nur einen Schritt hinter der Zielgeraden die Arme hochreißt und dann in sich zusammenfällt.

Ich hatte ihn und ich merke, dass ich mich in diesem Moment verloren habe.

Seine Hände gleiten aus mir, streichen die Schwingungen des Orgasmus über meinen Körper, verteilen die Energie, die gerade in mir explodiert ist. Mein Atem wird ruhiger. Ich bin dankbar, umnebelt von all den Eindrücken, befriedigt und unzufrieden zugleich.

Warum müssen wir zu uns selbst immer so hart sein? Es war mein erstes Mal. Die erste Tantra Massage. Wieso kann ich ihn nicht anerkennen, den Mut den ich hatte, die Courage mich nackt, verletzlich und intim zu zeigen? So frei zu geben?

Vielleicht ist es die Stimme der Perfektionistin in mir, die Stimme, die keine „Fehler“ erlaubt. Doch wie war es überhaupt möglich hier einen „Fehler“ wahrzunehmen. Noch nie habe ich mich so geehrt gefühlt, so geehrt in meiner Weiblichkeit. Wie eine weibliche Göttlichkeit und nur, weil ich irgendwann den Fokus verloren habe, den Fokus darauf gelegt habe zu kommen anstatt nur zu bekommen, gab es keinen Fehler.

Vielleicht ist es eher ein Zeichen dafür, dass meine Kapazität, zu Bekommen wirklich ausgefüllt war und es wie bei einem vollen Glas einfach zum Überlaufen kam. Ein Zuviel an Bekommen, an Ehrung. Zuviel des Guten sozusagen.

Mit diesen Gedanken liege ich jetzt am Morgen danach im Bett und ich merke, der Muskelkater ist keine fehlende und „untrainierte“ Erotik oder Sinnlichkeit. Da ist alles in Ordnung, um nicht zu sagen bestens. Es sind die Muskeln des Empfangens, des bedingungslosen Bekommens, ohne direkt zurückgeben zu wollen. Die Kapazität das Gute in mir aufzunehmen und in mir zu halten ist über ihre Grenze geführt worden. Das ist der Muskelkater, den ich gerade spüre und ich schließe die Augen und nehme einen Atemzug voller Dankbarkeit, für meinen Mut, dass ich diesen Traum in die Realität umgesetzt habe. Dankbarkeit dafür, dass ich über eine lange Zeit sehr wohl nehmen und es halten konnte. Dankbarkeit dafür, dass ich meiner Intuition gefolgt bin und dieses erste Mal, diese erste Tantra Erfahrung mit einem Mann machen wollte und es gemacht habe. Dankbar für den Wikinger, den mir das Universum dafür geschickt hat. Dankbar für die Erkenntnis, dass in mir genug Lust ist, genug Sinnlichkeit und vor allem auch die Fähigkeit zu spüren und zu erleben. Ich muss nicht mehr jagen. Es ist genug da.  

Mein Körper darf jeden Orgasmus erleben, den er erleben will, das habe ich mir vor einigen Monaten versprochen. Heute weiß ich, dass er es nicht nur tun wird, sondern, dass er das im Flow tun wird, in Liebe und im Vertrauen.

Das Kämpfen war gestern und der Wikinger hat mir den Unterschied gezeigt, ohne dass er mich kannte, ohne, dass er all das wusste.

Ich nehme einen letzten Atemzug voller Dankbarkeit und schicke sie dem, meinem Wikinger. Ich weiß, irgendwie wird er das immer bleiben. Danke!

Es ist Zeit aufzustehen.