Fünf Gründe warum gerade Frauen an sich zweifeln, wenn sie nach einem sexuell erfüllteren Leben sehnen
Ich kenne es von mir selbst und erlebe es einfach auch immer wieder in Gesprächen mit Frauen. Da ist dieser Wunsch, der Wunsch nach Mehr. Der Wunsch nach diesem Ja. Und dann kommen die Zweifel dieses Oh?!?
Warum das so ist möchte ich heute erzählen.
- Die Angst nicht „richtig“ zu sein
Wenn wir uns nach Mehr sehnen, nach mehr Erfüllung in und mit unserer Sexualität, dann wollen wir etwas, was nur scheinbar befreit ist. Die Wahrheit, die Stimme in so vielen von uns ist noch immer eine andere. Doch worin liegt dieses Angst begründet?
Sie ist tief verwurzelt in all den Geschichten, darüber, dass es etwas Schlechtes ist, etwas Schmutziges und, dass man es nicht tun soll. Die Geschichten von der gefallenen Frau, die Frau, die Sex hat, die Frau, die Lust und Verlangen hat, die böse ist, die, die nicht gut ist. Und das über viele, viele Jahre in unserem Leben, in unserem eigenen Leben. Und natürlich gibt’s diese Geschichten schon länger, als es uns selbst gibt.
Natürlich hält uns die Angst gefangen. Wenn wir Angst haben, dann gehen wir nicht weiter. Dann ziehen wir uns zurück. Dann bewegen wir uns nicht weiter. Dann lassen wir es lieber sein, anstatt es uns zu nehmen.
Der aus der Angst ist und bleibt die Erlaubnis. Dieser Blog, dieser Podcast, Shame Off ist die Erlaubnis auf dem Silbertablett. Doch sie dir selbst wirklich geben kannst nur du.
2. Sexuelle Erfüllung ist Männern vorbehalten
Ich gebe zu, dieser Grund ist ein bisschen platt und eher eindimensional gedacht, aber sind Zweifel und Gedanken nicht wirklich oft genau so? So wie wir andere Bilder und Geschichten gekauft und verinnerlicht haben gibt es eben auch diese: Sexuelle Erfüllung ist männlich.
Damit einher geht das Bild vom immer erregten und potenten Mann, der immer will, kann und sowieso nur das Eine im Kopf hat. Vielleicht wird dir jetzt beim Lesen oder Zuhören schon klar, dass es totaler Quatsch ist, eine Lüge. Es ist ein Bild, das so wie Schönheitsideale von Frauen seit viel zu langer Zeit in den Medien erzählt aufgebaut und weitergegeben werden. Natürlich kommen noch die Geschichten dazu, denn wer kennt ihn nicht, den jenigen, der zig Frauen im Bett hatte und sich dafür feiern lässt und der Held ist. Wobei mit dem Alter wird auch das weniger.
Wir räumen heute Zweifel aus dem Weg und damit können wir festhalten und sagen: Ob männlich, weiblich oder ein Geschlecht irgendwo dazwischen, sexuelle Erfüllung ist ein menschliches Bedürfnis und es ist ein, ich sagen würde, wirklich sogar Grundrecht. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass wir niemanden damit verletzen, dass wir keine Grenzen überschreiten, Altersgrenzen einhalten und alles nur im gegenseitigen Einvernehmen geschieht. Völlig klar. Aber sexuelle Befreiung oder sexuelle Erfüllung hat nichts mit Männlichkeit zu tun.
3. Das Gefühl von Bedürftigkeit
Es ist das Gefühl, etwas zu brauchen, das vor allem dann aufkommt, wenn die sexuelle Lust und Libido in einer Partnerschaft nicht ausgeglichen ist oder wenn einfach gerade kein Partner da ist.
Das Verlangen nach Sex wird damit zum Bedarf und damit kommt dieses unangenehme Gefühl von Bedürftigkeit. Nicht unabhängig, stark, frei, selbstbestimmt. Es ist ein Gefühl von Machtlosigkeit und Schwäche. Und wer das Grundbedürfnis nach unabhängiger Freiheit und Stärke hat, der leidet, wenn er sich bedürftig fühlt.
Auch im Shame Off Film spricht eine Frau über die Scham, mehr Lust und Verlangen zu haben als ihr Partner und ich möchte mich dafür bedanken. Ihre Antwort hat mich damals sehr bewegt und sie ist einfach wundervoll. Sie sagte: „Als ich erkannt habe, dass mein Wert nicht abhängig von der Libido des Partners ist ging es mir viel besser. Ich habe mich davon einfach freigemacht.“
Es ist die Sichtweise wie aus dem Gefühl der Schwäche eine Stärke wird.
Und genau dazu habe ich noch einen Gedanken: Stell dir mal vor, was ist, wenn deine Lust, deine Libido, dein Verlangen keine Bürde, sondern ein Geschenk ist?
Was ist, wenn deine Libido, die einfach gerade aufflammt, die Lust nach Mehr ein riesiges Geschenk des Lebens ist, dass du dich mit dir beschäftigst, dass du deinen Körper kennenlernst, dass du deine Bedürfnisse kennenlernst, dass du dir klar wirst, was du wirklich willst. Worauf du stehst!
4. Die Angst vor der dunklen Seite
Mit dem Wunsch nach Mehr gehen auch Fantasien einher, die unserer dunklen Seite entspringen. Es sind die Fantasien, die uns einerseits reizen und andererseits beängstigen. Die Bilder und Wünsche, die nicht der Etikette entsprechen und das macht Angst.
Oh Gott! Bin ich das wirklich? Will ich das wirklich? Hilfe?!? Und Zack, ist der Zweifel da und das Interessante daran ist, dass trotzdem an der Stelle irgendwie Neuland auf uns wartet und dass es eine Einladung ist, sich damit zu beschäftigen, eine Herausforderung, diese Seite anzunehmen und wenn es nur in Gedanken ist.
Dazu wird es demnächst eine eigene Folge geben.
5. Die Unfähigkeit und Angst sich zu öffnen, um zu bekommen
Ich glaube, dass gerade wir Frauen oft Probleme haben, uns dafür zu öffnen, dass wir etwas bekommen. Natürlich ist die weibliche Position beim Sex genau das. Jedes Eindringen, jede Penetration ist genau das. Dass wir Probleme damit haben merken wir bereits in ganz anderen Situationen. Zum Beispiel, wenn wir ein Kompliment bekommen, wenn es heißt, du siehst gut aus, das hast du super gut gemacht, wow!
Viele Frauen reagieren in diesem Moment damit, das Kompliment kleiner zu machen, es nicht wirklich anzunehmen.
Dein Kleid ist aber auch toll. Du kannst das doch auch. Es ist eine tolle Übung, wenn man damit beginnt, Komplimente anzunehmen und damit Gutes in uns zu lassen. Es anzunehmen.
Interessant wird jetzt die Frage: Was hat das mit erfüllter Sexualität zu tun?
Ganz klar, wenn wir uns nur bedingt öffnen werden wir auch nur bedingt fühlen. Wir lassen sinnliches Erleben auf der Strecke, weil wir es nicht in uns lassen. Bestimmt ist Erlaubnis auch hier ein Thema, aber mehr noch, zu lernen, sich wirklich zu öffnen, um zu bekommen.